Wenn
wir zeichnen
Wenn
wir zeichnen
Wenn
wir zeichnen
Wenn
wir zeichnen
Wenn
wir zeichnen
Wenn
wir zeichnen
Als das Kind Kind war, hatte es von nichts eine Meinung, hatte keine Gewohnheit, saß oft im Schneidersitz, lief aus dem Stand, hatte einen Wirbel im Haar und machte kein Gesicht beim Fotografieren.
Peter Handke »Lied vom Kindsein«
Wenn wir zeichnen, dann suchen wir, nach Kontur und Ausdehnung, nach Abstand und Perspektive, nach Form und Format. Wir spüren uns, wir spüren unser Gewordensein. Wer nahm uns an die Hand, wie lehrte man uns sehen, wie denken, wie fühlen? Wir gehen in uns. Wir fühlen Kraft. Wir spüren Freiheit. Und wir fragen, was bleibt, was verbindet, was enttäuscht.
Als das Kind Kind war, wuchs es auf in einer Gegend, die damals noch als Land galt, nicht jedem, doch vielen. Dass dieses Land irgendwann gänzlich verschwinden würde, stand noch nicht mal in den Sternen und die Menschen glaubten noch an ihre Träume, es war Hoffnung in sie gepflanzt. Das Spiel, das Experiment und die Neugier galten was, denn die Stellen der Leere waren sichtbar.
Wir spüren Nähe.

v.l.n.r.: Ute Lindner, Ralf Hermann Schulze, Carsten Nickol, Peter Schulz Leonhardt

Im Deutschland fand das Bauhaus-Erbe mit der Idee des Studiums von künstlerischen Grundlagen eine neue Heimat an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee.
Das Erbe war aufrichtig und weltzugewandt, mehr Fragen als Antworten, mehr Labor als Lösung, mehr Experiment als Strategie. Es war eine Suche. Was tun. Wie leben. Wie die eigene Stimme finden. Wie Zeit verstehen. Wie alle mitnehmen. Wie Widersprüche überwinden. Die Frage nach dem großen Ganzen, dem Wahren, schwang immer mit.
Die ewigen Zwillingsschwestern Kitsch und Konsum bestätigen tagtäglich plappernd, dass sich Werte nicht vom Absatzmarkt her definieren lassen. Wahrheit und Ware bleiben ein ewiger Gegensatz.
Es gibt keine objektiv definierbare Wirklichkeit oder Wahrheit in der Kunst, keine unveränderliche Norm und Bezugsgröße oder Parameter wie richtig oder falsch, keinen Graben zur Nicht-Kunst. Aber es muss auch ein Bewusstsein für den Zweifel geben und einen Raum für Hoffnung bei der Suche nach universellen Antworten.
Als der Bürger Bürger wurde, fragte er sich, was ihm weiterhin was wert sei, was lieb ohne teuer. Ob jetzt beim Fotografieren ein Gesicht zu machen sei, fragte er sich ab und an. Was ist das, was sich dem Beschreiben entzieht? Wie gelingt was?
Text: Ralf Hermann Schulze
Die Neugier bleibt.